Nai hämmer gsait!

ATOM STROM PROTEST, die Szenografie der Ausstellung folgt dem starken Narrativ. JA oder NEIN. Schwarz auf weiß, weiß und schwarz bilden den Hintergrund für bunte Parolen und harte Proteste. Die Wandvitrinen werden zum Themenfeld der Atombegeisterung und wandeln sich zugleich in kleine biografische Bühnen bekannter AtomgegnerInnen. Die zahlreichen Tischvitrinen werden zu massiven Blockaden umgebaut, die sich entlang der dicht plakatierten Protestwand aus neu arrangierten Modulwandelementen zu einem schwarzen Block gruppieren. Nai hämmer gsait!

Die Ausstellung “Atom. Strom. Protest.“ des Instituts für Zeitgeschichte im Neubau der Württembergischen Landesbibliothek erinnert nicht nur an die Ereignisse in Wyhl und die weitere Entwicklung der Anti-Atomkraft-Bewegung. Die Ausstellung illustriert die Argumentation der Befürworter und Gegner und fragt nach der Situation in anderen Staaten und den aktuellen Problemen. Denn noch heute bestimmt die Frage nach einer künftigen Nutzung der Atomenergie politische und gesellschaftliche Debatten – in Baden-Württemberg, in Deutschland und weltweit. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Frage, wie aus Protest Beteiligung wird.

Fortschritt für alle im Namen des friedlichen Atoms oder der Anfang vom Ende menschlichen Lebens, wie wir es kennen? Auf der einen Seite standen die Hoffnung und das Versprechen nahezu unbegrenzter Energie für die Welt, auf der anderen Seite kaum kalkulierbare Umweltschäden sowie der GAU, der größte anzunehmende Unfall. Und dazwischen lag gleichsam das Dorf Wyhl [vi:l] am Kaiserstuhl.

Vor 50 Jahren erhitzten Pläne die Gemüter, am Oberrhein viele Atomkraftwerke zur errichten. Und Wyhl wurde zum Symbol des erfolgreichen Widerstands. Hier wurden mit der Besetzung des Bauplatzes und weiteren Aktionen neue Formen des Protests und des zivilen Ungehorsams erprobt. Die Ablehnung der regionalen Bevölkerung und von Atomkraftgegnern führte dazu, dass die Landesregierung auf den Bau des Kraftwerks verzichtete. Auch an anderen Standorten entstand hartnäckiger Widerstand gegen den Bau von nuklearen Anlagen. Die aus vielen Bürgerinitiativen entstandene Anti-AKW-Bewegung bezog sich dabei immer wieder auf Wyhl und versuchte, die dort gemachten Erfahrungen zu nutzen. Im Gegensatz zu Wyhl konnten andere Kernkraftwerke wie in Brokdorf dennoch nicht verhindert werden, auch weil die Gegenseite aus den Fehlern am Oberrhein gelernt hatte.

Ausstellung: 23.05.-27.08.2023

https://www.wlb-stuttgart.de/die-wlb/kultur-und-wissenschaft/ausstellungen/atom-strom-protest/